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Brienzer/innen möchten bei einer Umsiedlung in Albula/Alvra bleiben

Zwei Drittel der Bewohnerinnen und Bewohner des Bündner Dorfes Brienz/Brinzauls würden am liebsten weiter in der Gemeinde Albula/Alvra wohnen, falls ihr Dorf umgesiedelt werden müsste. Dies ergab eine Umfrage der Gemeinde bei den Betroffenen des Brienzer Rutsches. Eine Studie ergab, dass innerhalb der Gemeinde viel Bauland für eine Umsiedlung vorhanden wäre. Je nach Bedürfnissen der Betroffenen müssten bestehende Bauzonen allenfalls erweitert werden.

Durch ein ganzes Programm von Vorsorgemassnahmen bereitet sich die Bündner Gemeinde Albula/Alvra darauf vor, dass das Dorf Brienz/Brinzauls als Folge der «Rutschung Dorf» nicht mehr bewohnbar sein oder Brienz/Brinzauls und Teile von Vazerol, Tiefencastel und Surava infolge eines Bergsturzes beschädigt werden könnte. Die vier Fraktionen von Albula/Alvra liegen im Gefahrenraum des Brienzer Rutsches, der Brienz/Brinzauls und den dahinter liegenden Berghang mit hoher Geschwindigkeit talwärts bewegt und im Falle eines Bergsturzes auch die anderen drei Fraktionen bedroht.

Teil der umfangreichen Vorsorgemassnahmen, welche die Gemeinde mit Unterstützung des Kantons Graubünden unternimmt, ist die Abklärung einer möglichen Umsiedlung von Brienz/Brinzauls. Am Freitag und am Montag haben die Behörden die Betroffenen und die Öffentlichkeit über die Abklärungen informiert. Im Zentrum aller Bemühungen stehe die Sanierung der Rutschung, sagte Gemeindepräsident Daniel Albertin einleitend. Wenn es aber nicht gelinge, die Rutschung zu verlangsamen oder gar zu stoppen, müsse man sich auch mit der Frage einer möglichen Umsiedlung befassen. Man gehe dabei so weit wie möglich auf die Wünsche und Bedürfnisse der Betroffenen ein und habe dazu auch schon zwei Befragungen und zahlreiche Einzelgespräche durchgeführt.

In Brienz/Brinzauls wären von einer Umsiedlung rund 70 ständige Bewohner und etwa 50 Zweitwohnungen betroffen, wie eine Erhebung der Gemeinde ergab. Brienz/Brinzauls ist vom Brienzer Rutsch doppelt gefährdet: Das Dorf selber rutscht zurzeit mit mehr als einem Meter pro Jahr talwärts. Die Bewegung beschädigt Häuser, Leitungen und Strassen. Falls die Bewegung langfristig so weitergeht oder sogar noch zunimmt, könnten die Schäden dereinst so gross werden, dass das Dorf nicht mehr bewohnbar ist.


Fast 300 Wohnungen im möglichen Schadenperimeter 

Zusätzlich wird Brienz/Brinzauls noch von einem Bergsturz bedroht, denn der Berghang hinter dem Dorf rutscht stellenweise mit über sechs Metern pro Jahr. Die Wahrscheinlichkeit eines grossen Bergsturzes ist zwar sehr klein, aber die Behörden bereiten Brienz/Brinzauls und die drei anderen Fraktionen dennoch darauf vor.

Im gesamten Schadenperimeter eines möglichen Bergsturzes liegen fast 300 Wohnungen mit einer Nutzfläche von 34'000 Quadratmetern, 9'000 davon sind Wohnungen von Einheimischen. Eine Umfrage bei den Betroffenen aus Brienz/Brinzauls ergab, dass knapp zwei Drittel von ihnen sich bei einer Umsiedlung wieder in der Gemeinde Albula/Alvra ansiedeln möchten. Etwa die Hälfte würde in einem solchen Fall nach Vazerol und ein Fünftel nach Alvaneu Dorf ziehen wollen.

Mit den Fragen einer möglichen Umsiedlung befasst sich die «Kommission Siedlung» der Gemeinde. Eine Studie der auf Raumplanung spezialisierten Beratungsunternehmung Stauffer & Studach hat verschiedene Standorte für Neubauten geprüft. Dabei hat sich herausgestellt, dass in der Gemeinde grundsätzlich genügend Landreserven bestehen, um eine Umsiedlung vorzunehmen. Allerdings ist die favorisierte Fraktion Vazerol nicht unbeschränkt geeignet, da sie selber im oder in der Nähe des Schadensperimeters eines möglichen Bergsturzes liegt.


Umfangreiche Planung notwendig 

Die Studie, zu welcher die Gemeinde in wenigen Wochen einen Bericht veröffentlichen wird, zeigt auf, dass im Falle einer Notwendigkeit zur Umsiedlung umfangreiche planerische Schritte notwendig sind. Zudem muss geklärt werden, wie eine Umsiedlung finanziert würde. Die Gemeinde allein wäre wirtschaftlich nicht in der Lage, ein solches Projekt zu stemmen, auch wenn Kanton und Bund es mit dem gegenwärtig höchstmöglichen Anteil von 90 Prozent finanzieren würden, sagte Gemeindepräsident Daniel Albertin. Albertin lobt aber auch die Zusammenarbeit mit den kantonalen Stellen und dem Bund. Die Gespräche seien sehr offen und lösungsorientiert.

Als nächste Schritte wird die Gemeinde nun weitere Gespräche mit Kanton und Bund in Bezug auf das weitere Vorgehen, Finanzierungsfragen und die Einreichung eines Gesuches führen. Alle Massnahmen im Hinblick auf eine Umsiedlung seien aber vorbeugend, betone Gemeindepräsident Albertin zum Schluss. Im Zentrum des Interesses stünden Massnahmen zur Sanierung der Rutschung, damit eine Umsiedlung gar nicht erst nötig werde.

 

Christian Gartmann ist der Beauftragte Kommunikation und Medien der Gemeinde Albula/Alvra für den Brienzer Rutsch