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Skiferien und Skifahren sind nicht gleich Après-Ski-Party

Generelle Zugangsbeschränkungen für Skigebiete sind nicht geeignet, die Ansteckungsgefahr bei Winterferien zu reduzieren. Sie hätten aber massive wirtschaftliche Schäden im gesamten Wintertourismus zur Folge. Um die Pandemie zu bekämpfen, müssen vielmehr die Schutzkonzepte an den einzelnen Orten möglicher Ansteckungen greifen.

Bild: Engadin St. Moritz

Der Bund und die betroffenen Bergkantone suchen nach Lösungen, um die Ansteckungsgefahr in den Winterferien zusätzlich zu reduzieren. Sie reagieren auf die Forderung von Nachbarländern, welche Winterferien über die Festtage faktisch verbieten wollen. Nun sind die Bergbahnen und deren Transport- und Gastronomiebetriebe in den Fokus politischer Forderungen geraten. Zu Unrecht.

Die Kritik ausländischer Regierungen an der Schweiz kann uns nicht ganz gleichgültig sein: Italien könnte beispielsweise eine Quarantäne für Rückkehrende aus der Schweiz einführen und die im Frühling gezeigte Sonderbehandlung für Grenzgänger, welche in der Schweiz arbeiten, abschaffen. Für Gesundheitsversorgung, Bergbahnen, Hotellerie und Gastronomie in Graubünden spielen sie aber eine existenzielle Rolle. Eine Konfrontation mit Italien gilt es deshalb zu vermeiden.

Mit rigorosen Massnahmen gegen unsere Bergbahnen und Skigebiete könnte die Schweizer Politik die Nachbarn vielleicht ruhigstellen. Am Ziel der Pandemiebekämpfung zielen solche Schritte aber vorbei. Skiferien und Skifahren sind nicht gleich Après-Ski-Party. Das klassische Après-Ski mit zu vielen Leuten in zu kleinen Lokalen gibt es in diesem Winter gar nicht mehr. Die Schutzkonzepte der Gastronomiebranche regeln, was möglich ist – sie schützen Gäste und Mitarbeitende wirksam.

Die Betriebe des Tourismus in den Berggebieten haben in den vergangenen Wochen und Monaten viel Zeit und Geld in Schutzkonzepte mit baulichen Massnahmen, speziellen Einrichtungen und die Ausbildung ihres Personals investiert. Die Erfahrungen im Sommer haben gezeigt, dass der Betrieb von Bergbahnen und Restaurants sowie Sportunterricht im Freien ohne erhöhtes Ansteckungsrisiko möglich sind.


Wer Bergbahnen schliesst, schliesst auch Hotels, Langlaufloipen und Wanderwege.

Der Bund und die Kantone sind aufgerufen, zusätzliche Massnahmen ausschliesslich mit dem Fokus auf die tatsächliche Wirksamkeit zu prüfen. Um Infektionen zu vermeiden, braucht es Schutzkonzepte an den Orten, wo Ansteckungen stattfinden. Besucherlimiten über ganze Gebiete sorgen vielleicht für grosse Schlagzeilen, sie garantieren aber noch keinen Schutz vor Ansteckungen. Dieser kann nur in den einzelnen Betrieben stattfinden, wenn die Konzepte richtig umgesetzt werden.

Weit gehende Betriebsbeschränkungen für Bergbahnen würden auch zu Schliessungen führen. Dies hätte nicht nur für diese Betriebe verheerende Folgen. Bergbahnen dürfen nicht losgelöst vom restlichen Wintertourismus betrachtet werden. Wenn sie ihren Betrieb einstellen müssten, würde das eine ganze Reihe von anderen Betrieben mit in den Abgrund reissen. Wer die Bergbahnen schliesst, schliesst letztlich auch Hotels, Restaurants, Loipen und Wanderwege.

Sichere und schöne Ferien in den Bergen sind nach wie vor möglich. Wenn wir im Ferien- und Sportbetrieb Infektionen reduzieren wollen, müssen die Gäste örtlich und zeitlich verteilen. Das geht am besten mit einem möglichst breiten Angebot und nicht mit pauschalen Beschränkungen.


Christian Gartmann ist der Initiant und Leiter der Taskforce «Corona II Engadin» und deren Koordinator mit den Gemeinden.