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Neue Zufahrt und Wasserleitung für Bondo – Beruhigung am Pizzo Cengalo – Öffnung der Malojastrasse auch nachts

Bondo bekommt eine neue, sichere Zufahrt und eine neue Zuleitung für Trinkwasser. Die Gefahr weiterer Bergstürze und Murgänge ist etwas zurückgegangen und dank einem zusätzlichen Sicherheitssystem ist die Kantonsstrasse ab sofort auch nachts wieder befahrbar. Die Gemeinde und ihre Partnerorganisationen setzen alles daran, die Evakuierung von Bondo, Spino und Sottoponte so bald wie möglich aufzuheben.

Grosse Felsbrocken im Rückhaltebecken müssen vor dem Abtransport angebohrt und dann gesprengt werden

Das Flussbett der Maira bei Bondo

Projektleiter Gian Cla Feuerstein vom kantonalen Amt für Wald und Naturgefahren

Abtransport des Materials mit schweren Dumpern in die Deponien westlich von Bondo

Situationsübersicht einen Monat nach Bergsturz und ersten Murgängen.

Einen Monat nach dem Bergsturz am Pizzo Cengalo und den ersten Murgängen bis Bondo bekommt das Dorf einen neue, sichere Zufahrt. Genieeinheiten der Armee beginnen diese Woche mit den Vorarbeiten für den Bau einer einspurigen Brücke von der neuen Kantonsstrasse in die Ebene westlich von Bondo begonnen. Von dort aus wird ein bestehender Feldweg provisorisch zur Zufahrtsstrasse nach Bondo ausgebaut.

Die neue Zufahrtsstrasse soll in circa drei Wochen eröffnet werden. Über sie können Bewohner und Besucher Bondo erreichen, ohne durch die von jedem nächsten Murgang bedrohte «rote Zone» fahren zu müssen. Eine sichere Zufahrt ist eine der Voraussetzungen für die Aufhebung der Evakuation Bondos.

Zudem müssen auch die Stromversorgung, das Abwassernetz und die Versorgung mit Trinkwasser wiederhergestellt werden. Da die Wasserversorgung von Bondo aus der Val Bondasca zerstört wurde, muss eine zusätzliche Wasserleitung von Stampa nach Bondo gebaut werden. Kernstück der neuen Leitung wird ein Aquädukt über den Schluchtausgang der Val Bondasca sein. Für den Weiler Spino bauen Gemeinde und ewz zudem eine neue Stromzuleitung. Dafür muss ein mehrere hundert Meter langer Graben gezogen werden.

Wann die Evakuierung der verschiedenen Ortsteile von Bondo, Spino und Sottoponte aufgehoben werden kann, kann zurzeit noch nicht genauer gesagt werden. Neben den erwähnten Infrastrukturprojekten muss die Entleerung des Auffangbeckens und des Flussbettes der Maira so weit fortgeschritten sein, dass auch ein grösserer Murgang keine Ortsteile mehr unmittelbar bedroht.

 

Beruhigung am Berg

Neueste Messungen haben ergeben, dass die Murgänge bis zum 31. August fast eine halbe Million Kubikmeter Material bis in den Talboden gebracht haben. Bisher konnten rund 80'000 Kubikmeter ausgehoben und in die beiden Deponien westlich von Bondo abtransportiert werden.

Derweil hat sich die Situation am Pizzo Cengalo etwas beruhigt. Lasermessungen haben zeigen, dass beim letzten Bergsturz vom 15. September rund 400'000 Kubikmeter Gestein in die Val Bondasca abgestürzt sind. Mit diesem drittgrössten Bergsturz nach 2011 und dem 23. August ist das akut absturzgefährdete Material praktisch vollständig abgestürzt und die Bewegung in den kritischen Partien ist von 5-8 cm auf wenige Millimeter pro Tag zurückgegangen. Dennoch muss jederzeit mit weiteren Felsabbrüchen gerechnet werden.

Auch die Murganggefahr ist etwas zurückgegangen. Das kalte Wetter reduziert die Schmelzwassermengen aus dem Gletscher und Niederschlag fällt grösstenteils als Schnee. Leider kann aber auch hier keine Entwarnung gegeben werden; insbesondere bei einer neuerlichen Erwärmung und stärkerem Regen sind Murgänge bis in den Talboden immer noch jederzeit möglich.

 

Verbesserter Alarm erlaubt Nachtbetrieb der Kantonsstrasse 

Um die Alarmierung bei kommenden Murgängen bis in die Gegend von Bondo zu verbessern, wurde vergangene Woche ein zusätzliches Alarmsystem installiert. Es hängt rund 2.5 Kilometer oberhalb von Bondo an Kabeln über dem Fluss Bondasca. Bei einem Anschwellen des Flusses oder einem neuen Murgang stellt es auch nachts und bei schlechter Sicht einen Alarm sicher, der im Rückhaltebecken bei Bondo und auf der alten Kantonsstrasse eine Evakuierungszeit von vier Minuten ermöglicht.

Diese Verbesserung der Alarmierung erlaubt nun auch einen Betrieb der alten Kantonsstrasse bei Dunkelheit. Die Nachtsperrung der Hauptstrasse H3 durch das Bergell wurde deshalb am Montag aufgehoben. Der Verkehr wird nach wie vor über die alte Kantonsstrasse durch Spino und Promontogno geführt. An der Ampelanlage ist weiterhin mit Wartezeiten zwischen 10 und 30 Minuten zu rechnen.

Wann die neue Kantonsstrasse durch den Tunnel Promontogno wieder geöffnet werden kann, steht noch nicht fest. Erst wenn die Brücke über das Auffangbecken ganz freigelegt ist, kann sie genau auf Schäden untersucht werden. Zudem wurde die Strasse westlich der Ortszufahrt nach Bondo auf einer Länge von rund 200 Metern unterspült. Die Wiederinstandstellung wird auf jeden Fall mehrere Wochen in Anspruch nehmen. Die Gemeinde Bregaglia und die sie unterstützenden, kantonalen Stellen setzen alles daran, dass diese wichtige Durchgangsstrasse auf die Wintersaison 2017/2018 wieder dem Verkehr übergeben werden kann.

 

Grosse Solidarität

Die Höhe der Schäden an öffentlicher und privater Infrastruktur und die Schäden, welche Private und Unternehmen durch den Bergsturz und die Murgänge erlitten haben, kann noch nicht beziffert werden. Schätzungen sind erst möglich, wenn die von den Murgängen betroffenen Objekte gefahrlos begangen und geräumt werden können. Schon jetzt wird aber klar, dass die Schäden an der Gemeindeinfrastruktur in die Millionen gehen. Allein die Räumung des Auffangbeckens kostet jeden Tag mehrere zehntausend Franken.

Die Glückskette hat bis zum Wochenende 4.3 Mio gesammelt und der Bondo-Fonds der Patenschaft für Berggemeinden umfasst bereits 1.3 Mio Franken. Auf dem Sammelkonto der Gemeinde sind rund 1.9 Mio Franken eingetroffen. Zahlreiche Privatpersonen und Organisationen haben ihre Hilfe bei den Aufräumarbeiten angeboten. Dafür ist es aber noch zu früh, der Aufenthalt in den betroffenen Gebieten ist noch zu gefährlich. Die Gemeinde Bregaglia registriert alle Hilfsangebote und gelangt später an die Einsatzwilligen zurück. Sie bedankt sich bei allen Spendern und Hilfsorganisationen für die gezeigte, grosse Solidarität.

 

 

Christian Gartmann unterstützt die Gemeinde Bregaglia in der Krisenkommunikation nach den Bergstürzen und Murgängen vom Sommer 2017. Er ist Mitglied und Sprecher des Gemeindeführungsstabes (GFS).