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Telefonieren war gestern!

MOBILKOMMUNIKATION: Trends in der mobilen Nutzung von Medieninhalten

 

Auch Jugendliche nutzen immer mehr Smartphones.

Bild 2: Top 10 der Gründe ein Smartphone zu kaufen. (Vergleich zum Vorjahr)

Bild 3: Mobile Mediennutzung auf iPhone und iPad nach Inhaltekategorien.

Bild 4: Zeithaushalt zum Konsum von Medien nach Inhaltekategorie.

Bild 5: Faktoren, welche die Werbeaffinität bei mobiler Nutzung unterstützen.

Bild 6: Echtes Breitband kommt auch auf mobile Netze. (Quelle: Ericsson)

Der Boom von Smartphones und Tablet Computern scheint die weltweite Mediennutzung auf den Kopf zu stellen. Immer mehr Menschen sehen mobil fern, lesen Zeitungen und Magazine, spielen im Internet oder erledigen auf dem Weg zur Arbeit ihre Bankgeschäfte. Unternehmen aller Art müssen sich auf die mobile Mediennutzung einstellen, klassische Medienunternehmen fragen sich derweil, ob die neuen Gerätegenerationen einen Weg aus der Misere ihrer angestammten Geschäftsmodelle weisen. Vier aktuelle Studien von Nielsen geben – teils erstaunliche – Einblicke.

 

> San Francisco/St. Moritz - 6.11.2010 - von Christian Gartmann <

 

Smartphones von Apple, Blackberry und anderen Herstellern boomen. In den USA sind nach den neuesten Zahlen benutzen schon 28% der Mobiltelefone Smartphones. Auch unter Jugendlichen werden die digitalen Alleskönner immer populärer – vor allem kostengünstige Geräte mit dem Betriebssystem Android von Google boomen.

 

Man müsste meinen, dass das mobile Internet nun auch bei Jugendlichen ganz oben auf der Beliebtheitsskala erscheint. Die Studie „US Teen Mobile Report“ zeigt aber, dass das mobile Internet unter US-Teenagers noch lange keine Spitzenposition hält: Zwar wächst das genutzte Datenvolumen von Jahr zu Jahr, fragt man die Teenagers aber nach den wichtigsten Gründen für den Kauf eines Smartphones, taucht Mobile Internet nicht einmal in den „Top Ten“ auf (siehe Bild 2 oben). Die Killerapplikation heisst „Texting“ - die gute, alte SMS.

 

Als Grund für die Beliebtheit des SMS geben die Jugendlichen vor allem an, eine SMS zu schreiben sei eben einfacher und praktischer als ein Telefonanruf. Im Vergleich zum Vorjahr steigerte sich die SMS-Wut der US Teenager denn auch auf durchschnittlich 3‘339 SMS pro Monat. Das sind mehr als sechs SMS pro Stunde, in der sie nicht schlafen. 13 bis 17jährige Mädchen sind noch SMS-aktiver: Sie schaffen es auf sagenhafte 4‘050 SMS pro Monat. Smartphones werden in den Händen von Teenagers also statt für das mobile Internet vielmehr für SMS benutzt.

 

Nicht nur das Verhalten von jungen Nutzern mobiler Medieninhalte wird mit Argusaugen beobachtet: Mobile Spielkonsolen, eReader und Smartphones verändern zunehmend das Mediennutzungsverhalten von hunderten Millionen von Menschen aller Altersklassen weltweit. Mit der Lancierung von Apple’s iPad haben sich aber vor allem die Nutzer der neuen 'Tablets' in der Fokus des Interesses gerückt.

 

Zur Lancierung des iPad war Apple mit dem Anspruch angetreten, einer neuen Klasse von Rechnern und einem neuen Medienverhalten zum Durchbruch zu verhelfen. Das erste Ziel scheint realistisch: Das iPad verkauft sich wie frisches Brot und in seinem Windschatten lancieren immer mehr Hersteller ihre Tablets. Ob Tablets nun tatsächlich das Medienverhalten der Zukunft lancieren, ist nach wie vor fraglich, eine aktuelle Studie zur Nutzung von „Connected Devices“ gibt erste Einblicke.

 

Gerade Medienunternehmen stellen sich die bange Frage, ob „iPad & Co“ endlich einen Weg aus der Misere der klassischen Medien und ihrer alten Geschäftsmodelle bringen, welche durch Gratisangebote im Internet ausgehebelt werden. Nielsen befragte 5‘000 Nutzer von „Connected Devices“ zu ihrem Verhalten. Die gute Nachricht: Mobile Anwender nutzen nicht nur sehr viele Medien, die Nutzer von iPad verbringen im Vergleich mit iPhone-Nutzern auch markant mehr Zeit mit News und anderen, klassischen Medieninhalten. Vor allem Print- und Videoinhalte gewinnen (siehe Bild 3 oben).

 

Betrachtet man die Nutzung von Filmen, Fernsehen, Büchern, Musik, Nachrichten und Magazinen, werden nur gerade die Magazine auf dem iPhone länger genutzt als auf dem iPad (siehe Bild 4 oben). In allen anderen Kategorien verbringen die Nutzer der grösseren Bildschirme teils markant mehr Zeit. Fragt sich, ob die Medienhäuser die neue Popularität ihrer Produkte auch kommerziell umsetzen können. Zwar zeigt sich, dass Nutzer von Mobilgeräten tendenziell eher bereit sind, für Inhalte zu bezahlen als herkömmliche Internetnutzer. Dennoch sind auch für Mobilgeräte jede Menge Medieninhalte gratis erhältlich. Bezahlte Inhalte sind als Weg aus der Krise also zumindest fraglich.

 

Muss also weiterhin die Werbung die Finanzierung der Medien übernehmen? Und: Wird sie dazu in der Lage sein? Hier zeigt sich glücklicherweise, dass mobile Nutzer werbe-affin sind. Rund 60% geben an, gegenüber Werbung offen zu sein, wenn Medieninhalte dadurch gratis angeboten werden können. Die Werbung muss aber attraktiv sein: Nutzer von iPads zeigen sich in Sachen Empfänglichkeit für Werbung dann besonders offen, wenn die Werbeformen Videoinhalte und interaktive Funktionen bieten, welche die Fähigkeiten der neuen Geräte besonders gut nutzen (siehe Bild 5 oben).

 

Ein Beispiel für die rasante Migration von Dienstleistungsangeboten ins Internet und hin zum mobilen Gebrauch ist das Bankengeschäft: Musste man bis in die Neunzigerjahre noch vieles am Bankschalter erledigen, verschwinden immer mehr klassische Bankfilialen; moderne Kundenzentren entstehen und das Schlangestehen vor Panzerglas gehört der Vergangenheit an. Internet- oder e-Banking gehört zum Alltag und wird immer mobiler: In den USA wickeln schon über 13 Millionen Bankkunden ihr Banking über das Handy ab; eine Steigerung von 129 Prozenten in zwei Jahren.

 

Weltweit hat inzwischen der Aufbau von Mobilnetzen der nächsten Generation begonnen: Die bewährten 2G (GSM) und 3G (UMTS) bleiben nicht stehen und werden laufend aufgerüstet. Dazu kommt neu LTE (Long Term Evolution). Laut Swisscom/Ericsson werden sehr bald auch kabellos Bandbreiten von 100 bis 300 Mbit/s und mehr angeboten (siehe Bild 6 oben). Parallel dazu wird der Preiszerfall auf mobile Datenübertragung weiter gehen. Echtes Breitbandinternet hat dann die mobilen Endgeräte nicht nur technisch erreicht, es wird sich auch in sehr breiten Teilen der Bevölkerung durchsetzen.

 

Quellen:

- Mobile Snapshot: Smartphones now 28% uf U.S. Cellphone Market

Nielsen - November 2010 - Text in Englisch

 

- U.S. Teen Mobile Report: Calling Yesterday, Texting Today, Using Apps Tomorrow

Nielsen - Oktober 2010 - Text in Englisch

 

- Mobile Banking in U.S. grows 129%

Nielsen - Oktober 2010 - Text in Englisch

 

- The Increasingly Connected Consumer: Connected Devices

Nielsen - Oktober 2010 - Text in Englisch

 

- Whitepaper Mobilfunk-Technologien

Swisscom - August 2010