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Die Projektierung für den Entwässerungsstollen Brienz beginnt

Ist der Sondierstollen unter dem Brienzer Rutsch erfolgreich, soll er zu einem Entwässerungsstollen verlängert und ausgebaut werden. Fachleute von Kantonsstellen, Ingenieurwesen und Geologie haben drei mögliche Varianten studiert. Zwei davon werden weiterverfolgt.

Drei Varianten für einen Entwässerungsstollen: In Variante 1 (gelb) wird der Sondierstollen (rot) im festen Fels unter der Rutschung nach Norden verlängert und zweigt oberhalb des Dorfes nach Westen und Osten ab. Variante 3 (blau) beginnt direkt unterhalb des Dorfes und wird innerhalb der rutschenden Masse gebaut. In Variante 2 (grün) würde der Sondierstollen geradeaus bis unter das Dorf verlängert. Er würde vom festen Fels in die rutschende Masse vorstossen und wurde deshalb verworfen.Bild: Infodienst Gemeinde Albula/Alvra / gartmann.biz

Für die Expert:innen des Amts für Wald und Naturgefahren und des Tiefbauamts ist eine Verlängerung des jetzt gebauten Sondierstollens Richtung Dorf und Berg die vielversprechendste Variante eines Entwässerungsstollens. Diese «Linienführung 1» führt vom jetzigen Stollenende westlich am Dorf vorbei zur Grenze zwischen Rutschung Dorf und Rutschung Berg. Hier sollen zwei Stollenarme von je 500 Metern Länge entstehen. Der gesamte Stollen wird im festen Fels unter der rutschenden Masse gebaut.

«Mit dem Ausbau zum Entwässerungsstollen wird das Bauwerk dreimal so lang wie heute. Der Stollen und zusätzliche Entwässerungsbohrungen sollen dafür sorgen, dass die Rutschung markant verlangsamt wird,» erklärt Josef Kurath vom Tiefbauamt Graubünden. «Das Dorf Brienz/Brinzauls soll langfristig bewohnt und die Verkehrswege und Leitungen vor weiteren Schäden durch die Rutschung geschützt werden.


Auch ein zweiter Stollen wird geprüft

Bergmännisch verlief der Stollenbau im festen Fels bisher problemlos und die Entwässerung durch den Stollen und die zusätzlichen Bohrungen scheinen zu funktionieren. Deshalb soll auch die Verlängerung des Sondierstollens zum Entwässerungsstollen komplett im festen Fels unter der rutschenden Masse entstehen (Variante 1).

Zudem soll auch ein zweiter Stollen innerhalb der rutschenden Masse geprüft werden (Variante 3). «Ein solcher Stollen würde beim Bau auf ganz andere Verhältnisse treffen. Die rutschende Masse dürfte stark zerklüftet sein – ganz anders als der feste Fels, in dem wir bisher gebaut haben. Der Bau würde schwieriger, langsamer und deshalb auch teurer», sagt Ingenieur Josef Kurath vom Tiefbauamt Graubünden. Ob ein solcher Bau technisch überhaupt machbar ist, prüfen in den nächsten Monaten besonders erfahrene Experten im Tunnelbau.

Eine weitere Variante wurde verworfen: Sie hätte vorgesehen, den Sondierstollen schnurgerade unter dem Dorf hindurch und bis unter die Rutschung «Igl Rutsch» zu verlängern (Variante 2). «Dieses Vorhaben dürfte kaum zu realisieren sein», erklärt Josef Kurath. «Der Stollen würde den festen Fels verlassen und durch die etwa 20 Meter dicke, lehmige Gleitschicht bis in die Rutschmasse vorstossen. Bergbautechnisch wäre das ein sehr kompliziertes und möglicherweise auch gefährliches Vorhaben.»

«Unsere Hoffnungen ruhen zunächst auf der Verlängerung des Sondierstollens im festen Fels», hält Gemeindepräsident Daniel Albertin fest. «Ich bin begeistert von der Leistung der Mannschaften, die in so kurzer Zeit einen Stollen gebaut haben, der den Eindruck macht, als könnte er den Brienzer Rutsch verlangsamen.» Für diese Verlängerung beginnen Mitte August die Projektierungsarbeiten. Es entstehen die Planunterlagen für die Projektauflage und die Submission zur Suche möglicher Unternehmer. Die Kosten für die Projektierung betragen 1,4 Millionen Franken. Wenn alles ohne Einsprachen läuft, könnte der Bau des Entwässerungsstollens im Oktober 2023 beginnen.

Mehr zu den bisherigen Erkenntnissen aus dem Sondierstollen hier.

Mehr Information zum Brienzer Rutsch unter www.brienzer-rutsch.ch 

 

Dieser Beitrag wurde im 32. Bulletin zum Brienzer Rutsch der Gemeinde Albula/Alvra publiziert.

Christian Gartmann ist seit 2019 der Informationsbeauftragte der Gemeinde Albula/Alvra für den Brienzer Rutsch und Mitglied im Gemeindeführungsstab.