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Sondierstollen zum Brienzer Rutsch: erste Hinweise auf Wirkung

In der unmittelbaren Umgebung des Sondierstollens unter dem Brienzer Rutsch haben sowohl der Wasserdruck im Fels wie auch die Rutschungsgeschwindigkeit abgenommen. Dies lässt hoffen, dass eine Tiefenentwässerung und damit Sanierung der Rutschung funktionieren kann. Weitere Untersuchungen sind aber noch nötig.

Seit September des vergangenen Jahres wird im festen Fels unter dem Brienzer Rutsch ein Sonderstollen gebaut. Er soll Aufschluss darüber geben, ob eine «Tiefenentwässerung» der Rutschung möglich ist. Der Ausbruch des Stollens ist mittlerweile abgeschlossen. In vier Bohrungen von der Oberfläche und zwei aus dem Stollen wird nun gemessen, wie sich der Wasserdruck verändert hat, seit am Stollen gebaut wird. Gleichzeitig wird die Veränderung der Rutschungsgeschwindigkeit in den verschiedenen Teilen der Rutschung überwacht.

Die Messungen zeigen, dass der Wasserdruck teilweise markant abgenommen hat. Auch die Rutschungsgeschwindigkeit ist in der Nähe des Stollens zurückgegangen. «Wir sind sehr zufrieden mit dem bisherigen Verlauf», sagt der verantwortliche Geologe Daniel Figi vom BTG Büro für Technische Geologie.

Wasser ist der entscheidende Treiber der Rutschung: «Man kann sich das vorstellen wie eine Wasserrutschbahn. Ist sie trocken, rutscht man nur mässig schnell. Sobald aber Wasser fliesst, rutscht man viel schneller», fasste Gemeindepräsident Daniel Albertin an der Gemeindeversammlung vom Donnerstag zusammen. «Derselbe Effekt tritt auch im Brienzer Rutsch auf. Wenn wir ihm das Wasser ablassen können, kann es gelingen, dass die Rutschung langsamer wird. Noch lassen die Erkenntnisse zwar keine Beurteilung zu, ob ein Stollen mit Bohrungen tatsächlich die gewünschte Beruhigung der Rutschung bewirken kann, aber wir sind zuversichtlich.»


Ob der Stollen funktioniert, weiss man im Frühling 2023

In den nächsten Wochen werden weitere Bohrungen aus dem Stollen in den festen Fels gemacht. Bis Ende Oktober wird ausgewertet, wie sich die Druckverhältnisse im Fels und die Rutschungsgeschwindigkeit dadurch verändern. «Diese Zeit müssen wir uns nehmen, um den Verlauf der Wasserdruckänderungen detailliert beobachten und die richtigen Rückschlüsse ziehen zu können», sagt Geologe Daniel Figi. «Der Fels unter der Rutschung ist sehr fest und fast wasserundurchlässig. Deshalb treten Veränderungen des Wasserdrucks nur langsam ein.» 

Erst im November wird deshalb von unten bis in die Rutschmasse gebohrt und dann erneut gemessen, wie sich Wasserdruck und Rutschungsgeschwindigkeit reagieren. «So können wir unterscheiden, welche unserer Massnahmen welche Auswirkungen auf den Wasserdruck und die Rutschungsgeschwindigkeit hat», sagt Daniel Figi.

Im Frühjahr 2023 wird anhand der Auswertungen der Messungen im und um den Sondierstollen der Entscheid gefällt, ob der Sondierstollen zum Entwässerungsstollen ausgebaut wird. Mehr dazu hier.

Mehr Information zum Brienzer Rutsch unter www.brienzer-rutsch.ch  

 

Dieser Beitrag wurde im 32. Bulletin zum Brienzer Rutsch der Gemeinde Albula/Alvra publiziert.

Christian Gartmann ist seit 2019 der Informationsbeauftragte der Gemeinde Albula/Alvra für den Brienzer Rutsch und Mitglied im Gemeindeführungsstab.