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Beginn der Bauarbeiten für den Sondierstollen zum Brienzer Rutsch

In der Bündner Gemeinde Albula/Alvra haben die Bauarbeiten für einen Sondierstollen begonnen, mit dem die Möglichkeit erkundet wird, den «Brienzer Rutsch» technisch zu sanieren. Aus dem Stollen werden zahlreiche, unterirdische Versuchsbohrungen durchgeführt. Die Resultate der Versuche werden im Frühling 2023 erwartet.

Der Sondierstollen unter dem Brienzer Rutsch in der Übersicht. Bild: Tiefbauamt Graubünden | gemeinde Albula/Alvra

Beim Bündner Bergdorf Brienz/Brinzauls wird die Möglichkeit erkundet, eine der grössten Rutschungen der Schweiz durch Tiefenentwässerung zu verlangsamen oder gar zu stoppen. Am Montag haben die Vorbereitungsarbeiten für den Bau eines gut 600 Meter langen Sondierstollens begonnen. Er wird unterhalb der Rutschung in den stabilen Felsgrund gesprengt und soll rund 10,5 Millionen Franken kosten. Er wird zu 90 Prozent vom Kanton Graubünden und dem Bund getragen. Die Gemeinde Albula/Alvra und verschiedene Eigentümer von Verkehrswegen und Leitungen durch den Brienzer Rutsch tragen zusammen 10 Prozent der Kosten. Die Gespräche über deren Aufteilung laufen.

Vom Sondierstollen aus werden zahlreiche Bohrungen seitlich in den festen Fels unter der Rutschung und nach oben in die darüber liegende Rutschmasse getrieben. Sie sollen Wasser aus dem Berg ableiten und Aufschluss über die geologischen Verhältnisse im Berg geben. Die Geologen hoffen, dass die Rutschung durch eine Entwässerung verlangsamt oder gar gestoppt werden kann. Ist der Sondierstollen erfolgreich, soll er in einer zweiten Bauphase verlängert und zu einem dauerhaften Entwässerungsstollen ausgebaut werden, womit das Gebiet langfristig stabilisiert werden kann.


Grosse Hoffnung für die Betroffenen

«Für die Bevölkerung ist der Sondierstollen die grosse Hoffnung, dass man der Rutschung, die ihr Dorf bedroht, doch noch Herr werden kann», beschreibt Gemeindepräsident Daniel Albertin die Stimmungslage zum Beginn der Bauarbeiten. «Der Baubeginn markiert einen wichtigen Meilenstein in den Bemühungen der Gemeinde Albula/Alvra und des Kantons Graubünden für die betroffenen Einwohner der Dörfer Brienz/Brinzauls, Vazerol, Surava und Tiefencastel.»

Als erstes werden bis Ende August die Wasser- und Energieversorgung, eine Zufahrtsstrasse und das Tunnelportalgelände erstellt. Dann beginnt der bergmännische Vortrieb, der etwa ein Jahr dauern wird. Ob der Sondierstollen erfolgreich ist, wird mit mehreren Dutzend Bohrungen sowie Messstationen untersucht. «Wir überwachen das Rutschgebiet sehr detailliert, womit wir die Wirkungen des Sondierstollens mit seinen unterirdischen Versuchsbohrungen rasch erkennen können», erklärt Projektleiter Josef Kurath vom Tiefbauamt Graubünden. «Im Frühjahr 2023 können wir die ersten Aussagen machen, ob der Sondierstollen die beabsichtigte und erhoffte Wirkung zeigt.»

 

Der Brienzer Rutsch

Im Brienzer Rutsch bewegt sich ein rund drei Quadratkilometer grosses Gebiet mit dem gesamten Dorf Brienz/Brinzauls sowie Strassen, einer Eisenbahnlinie und zahlreichen Strom- und Datenleitungen mehr als einen Meter pro Jahr talwärts. Durch die Rutschung werden immer mehr Bauten beschädigt, so dass das Dorf irgendwann unbewohnbar werden könnte. Gleichzeitig droht von der darüber liegenden, unteren Südflanke des Piz Linard ein Bergsturz, der unter Umständen Brienz/Brinzauls und Teile von Vazerol, Surava und Tiefencastel erreichen könnte. 

Die Gemeinde Albula/Alvra, zu welcher die vier Dörfer gehören, und der Kanton Graubünden haben 2018 eine umfangreiche Vorsorgeorganisation gebildet, welche für die Sicherheit des betroffenen Gebietes, seiner Bewohnerinnen, Bewohner und der Infrastrukturen besorgt ist. Die Arbeit der verschiedenen Projektgruppen wird mit den Betreibern der Infrastrukturen im Gebiet abgesprochen und die betroffenen Bewohnerinnen und Bewohner werden mit einbezogen.

 

Christian Gartmann ist seit 2019 Kommunikationsbeauftragter der Gemeinde Albula/Alvra für den Brienzer Rutsch und Mitglied des Gemeindeführungsstabes.