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Führen, wenn die Netze streiken

Die erste Konferenz über Krisenmanagement in St. Moritz brachte mehr als 60 Expertinnen und Experten aus der Schweiz, Liechtenstein und Österreich zusammen. Am Beispiel eines realen Ereignisses diskutierten sie, wie das Krisenmanagement auch während einem grossen Stromausfall funktionieren kann.

Experten aus dem In- und Ausland an der Konferenz für Krisenmanagement in St. Moritz: Von rechts nach links: Elmar Rizzoli (Land Tirol), Reto Näf (Swisscom), Michael Marty (Axpo Gruppe), Dietmar Schmid (Gemeinde Zermatt), Pascal Porchet (AMZ GR), Gastgeber Christian Gartmann.

Zermatt wurde am Osterwochenende 2025 nicht nur eingeschneit und von der Aussenwelt abgeschnitten, auch die Stromversorgung war während zwei Tagen unterbrochen. In der Folge fiel die Mobilkommunikation aus und auch das Behörden-Funknetz «Polycom» funktionierte nur noch eingeschränkt. Der Gemeindeführungsstab war für die Sicherheit der Einwohnerschaft und tausender Gäste verantwortlich. Stabschef Dietmar Schmid schilderte an der ersten Konferenz über Krisenmanagement in St. Moritz in eindrücklichen Worten seine Erlebnisse und das Vorgehen der Verantwortlichen.

«97% der Stromausfälle, die unsere Mobilfunkanlagen betreffen, dauern weniger als vier Stunden», sagte Krisenmanager Reto Näf von Swisscom. Deshalb baue die Swisscom zurzeit die Batterieleistung ihrer Sendestandorte von einer auf vier Stunden aus. «Eine absolute Resilienz gegen Stromausfälle oder technische Probleme kann es aber nicht geben.» Näf betonte, dass der Schutz des Telekommunikationsnetzes vor Stromausfällen nur in Zusammenarbeit zwischen Gemeinden und der Swisscom funktionieren könne. «Wir brauchen auch ihre Hilfe, wenn wir ihnen effizient helfen sollen.»

Blick nach Tirol

Auch im benachbarten Land Tirol sei das Telecom-Netz gegen Stromausfall gehärtet worden, sagte Elmar Rizzoli, der Leiter des Tiroler Zentrums für Krisen- und Katastrophenmanagement. Wenn das Netz ausfalle, könne die Führung in einer Ereignis- der Krisenlage schwierig werden. «Eine einzelne Störung kann man in der Regel bewältigen. Kommen mehrere Störungen zusammen, gibt es Kaskadeneffekte, die manchmal nur noch schwer zu beherrschen sind.»

Digitale Unterstützung sei für das Ereignis- und Krisenmanagement zentral, betonte Krisenstabschef Michael Marty vom Stromversorger Axpo. Die Systeme müssten redundant ausgelegt sein, sodass beim Ausfall eines Systems ein anderes genutzt werden könne. Trotzdem speichere er zentrale Daten immer zusätzlich auf einem Laptop ab, der mit Batterien funktioniere. «Und neben meinem Bett liegt immer auch ein Notizblock, auf dem ich Informationen im Notfall auch ohne Strom festhalten kann.»

Die erste Konferenz zum Krisenmanagement am vergangenen Mittwoch wurde vom St. Moritzer Krisenmanager Christian Gartmann und der Gemeinderatspräsidentin Isabel Wenger organisiert und von der Gemeinde St. Moritz und St. Moritz Energie unterstützt. Fachleute der öffentlichen Hand und von Unternehmen waren eingeladen, um sich über Aspekte des Ereignis- und Krisenmanagements auszutauschen. Die Konferenz wurde als Hybridanlass durchgeführt. Neben den Teilnehmenden im Saal sahen zahlreiche Fachleute einen Livestream im Internet. Sie kamen aus Graubünden, anderen Kantonen, dem Fürstentum Liechtenstein und Österreich.


Wertvoller Austausch

Das Thema «Führen, wenn die Netze streiken» war bewusst nah an der praktischen Arbeit von Krisenstäben gewählt: Die Gefahr von Stromausfällen und einer Strommangellage sei weiterhin real, betonte Axpo-Krisenmanager Marty. In den nächsten 25 Jahren fehlten der Schweiz grosse Mengen an elektrischer Energie. Über das Konferenzthema hinaus fand auch ein reger persönlicher Austausch zwischen den Teilnehmenden in St. Moritz statt. «Dieser Austausch ist besonders wertvoll», sagte Pascal Porchet, Leiter des Amts für Militär und Zivilschutz Graubünden. «Praxiswissen und der direkte Kontakt zu Fachleuten verschiedenster Gebiete helfen uns, im Ereignis- oder Krisenfall bessere und raschere Problemlösungen zu finden.»