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Umsiedlungskonzepte für Brienz/Brinzauls werden konkret

Sollte das Bergdorf Brienz/Brinzauls (GR) teilweise oder ganz aufgegeben werden müssen, stehen zeitnah Grundstücke für Neubauten zur Verfügung. Neben konkreten Umsiedlungsstandorten konnten die Gemeinde Albula/Alvra und der Kanton Graubünden auch zentrale Punkte der Finanzierung vorstellen.

Am 12. Dezember trafen sich Vertreterinnen und Vertreter der Gemeinde Albula/Alvra, der Bündner Kantonsregierung und Fachleute mit mehr als 40 evakuierten Bewohnerinnen und Bewohnern von Brienz/Brinzauls. Die Frage, ob das Dorf mittel- und langfristig bewohnt werden kann, hat durch die zweite Evakuierung an Bedeutung gewonnen. Mit der Hilfe des Kantons und des Bundes arbeitet die Gemeinde an verschiedenen Varianten. Sie sollen Umsiedlungen möglich machen und dabei die finanziellen Schäden für die Betroffenen in engen Grenzen halten. 

Gestützt auf die positiven Rückmeldungen des Bundesamts für Umwelt konnte Regierungsrätin Carmelia Maissen in Aussicht stellen, dass Bund und Kanton für die präventive Umsiedlung 90 Prozent der anrechenbaren Kosten übernehmen. Maissen und ihr Regierungskollege Marcus Caduff zeigten Verständnis für die Sorgen und Ängste der Brienzerinnen und Brienzer. Die Situation sei für sie nicht nur emotional belastend, sondern auch finanziell. Die Bündner Regierung stehe zum Dorf Brienz/Brinzauls und unterstütze die Bevölkerung – egal, wie sich die Lage entwickle, betonten die beiden Regierungsräte vor den evakuierten Bewohnerinnen und Bewohnern. Sie dankten allen involvierten Fachpersonen sowie dem Gemeindeführungsstab für den unermüdlichen Einsatz.

Ein Thema des Abends war auch die Zukunft der beiden Brienzer Bauernbetriebe: Es sei wichtig, dass die Sicherung der Existenzen in der Landwirtschaft durch die kantonalen Amtsstellen und dem Bundesamt für Landwirtschaft unterstützt und prioritär behandelt werde, erklärte Regierungsrat Marcus Caduff dazu. Die Standortevaluation für die landwirtschaftlichen Betriebe sei bereits im Sommer 2023 erfolgt. Wenn alles nach Plan laufe, wäre eine Umsiedlung bereits im Winter 2025/26 denkbar.


Standort- und Finanzierungsfragen

Die Abklärungen zu möglichen Umsiedlungen aus Brienz/Brinzauls sind in den letzten Monaten sehr gut vorangekommen. Die Kommission Siedlung der Gemeinde hat drei Standorte für grössere Neuansiedlungen benannt. Im kommenden Mai sollen sowohl die Um- und Einzonungen in Tiefencastel und Alvaneu Dorf, als auch die Standorte in Vazerol West zur Abstimmung kommen, erläuterte Kommissionspräsident Benno Burtscher.

Als Gründe für eine Umsiedlung kommen wie bisher die Zerstörung eines Gebäudes oder das Verhängen eines dauernden Nutzungsverbotes in Frage. Neu wird auch eine präventive Umsiedelung wegen der Belastung durch die Risikosituation möglich. «In intensiven Gesprächen zwischen der Kommission, der Gebäudeversicherung GVG und den Verantwortlichen von Kanton und Bund konnte auch dafür eine Lösung für die finanzielle Entschädigung gefunden werden», sagte Urban Maissen, Leiter des Amts für Wald und Naturgefahren. Sobald die neue Bevölkerungsumfrage ausgewertet sei, könne man darauf basierend ein entsprechendes Umsiedlungsprojekt nach Waldgesetz ausarbeiten.

Vermutlicher Hauptgrund für mögliche Umsiedlungen ist aber die weitergehende Beschädigung der Gebäude durch die Rutschung. «Brienzerinnen und Brienzer fragen sich, ob der Entwässerungsstollen früh genug seine Wirkung zeigen wird», sagte Gemeindepräsident Daniel Albertin. «Sie fürchten, dass weitere Häuser unbewohnbar werden, bevor der Stollen beruhigend auf die Rutschung wirkt.»

 

Das Dorf nicht aufgeben

Die Geologen und Naturgefahrenexperten sind von der Wirksamkeit des Entwässerungsstollens überzeugt. Rund 80% des Nordarmes sind erstellt und die bislang ausgeführten Bohrungen in die Rutschmasse und unter das Dorf waren erfolgreich. Der Wasserdruck in der Rutschmasse über dem Nordarm konnte lokal um über 60 m abgesenkt werden. «Eine so grosse Druckentlastung konnte im Sondierstollen selbst mit drei Bohrungen in die Rutschmasse nicht erzielt werden», sagte der Geologe Reto Thöny. «Wir erwarten daher, dass der Nordarm mit seinen Bohrungen bereits in den kommenden Monaten eine beruhigende Wirkung auf die Rutschung haben wird.»

«Wir haben Brienz/Brinzauls nicht aufgegeben. Wir möchten, dass das Dorf weiterleben kann», sagte Gemeindepräsident Albertin. «Bis vor Kurzem war eine Umsiedlung nur unser ”Plan B”. Jetzt ist sie zu einer Alternative geworden, die wir für sie so weit wie möglich abklären. Wir wollen sie ihnen anbieten können, falls sie sie brauchen sollten.»

Die Präsentationen der erwähnten Veranstaltung vom 10. Dezember liegen auf der Website der Gemeinde zum Herunterladen bereit.

 

Quelle: Bulletin der Gemeinde Albula/Alvra zum Brienzer Rutsch vom 13.12.2024.
Christian Gartmann ist seit 2019 Beauftragter für Kommunikation und Medien zum Brienzer Rutsch und Mitglied des Gemeindeführungsstabs Albula/Alvra.