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«Facebook» oder «Face to Face»?

Trotz Social Networking haben persönliche Kontakte nicht ausgedient: Wer Erfolg haben will, pflegt seine Internet-Netzwerk nicht nur für sich selbst, sondern verbindet aktiv seine Kontakte.

Mehr als zweieinhalb Millionen Schweizer nutzen Facebook, über eine halbe Million nutzt LinkedIn. Wenn man sich den Erfolg von sozialen Netzwerke im Internet ansieht, drängt sich eine Frage förmlich auf: Sind persönliche Kontakte und herkömmliche Netzwerke ein Ding der Vergangenheit? Keineswegs, aber das Netzwerken hat sich durch den Aufstieg von Social Media verändert.

 

Ein Netzwerker war früher eine Person, die viele Leute kannte und für sich oder andere Bande knüpfen konnte. Er kannte Vorzimmerdamen und wusste direkte Telefonnummern; bestgehütetes Geheimnis war sein Adressbuch, denn niemand durfte erfahren, wen er alles kannte und wie seine Netzwerkkontakte zu erreichen waren. Nur wenn sein Netzwerk unsichtbar blieb, konnte er von seinen Kontakten geschäftlich profitieren.

Netzwerke werden sichtbar

Die Geheimnistuerei um Handynummern und direkte Emailadressen fand mit dem Erfolg von Google & Co ein jähes Ende: Heute gibt es kaum mehr einen Unternehmer oder Manager dessen Mailadresse nicht mit ein paar Suchanfragen im Internet zu finden ist. Viele findet man auf Profilen von LinkedIn oder Xing, andere sind auf Adresslisten von Vereinen oder in Präsentationen, die an Kongressen gehalten wurden. Immer mehr Firmen bieten den direkten Kontakt zu ihrer Führungsetage deshalb direkt auf ihrer Website an.

 

Auch geheime Handynummern sind out: Moderne Manager sind erreichbar und verstecken sich nicht; sie drucken ihre Handynummer lieber gleich auf ihre Visitenkarte.

 

Social Media machen Verbindungen zu Kontakten nicht nur denkbar einfach; ist man mit einer Person erst einmal verbunden, sieht man auch, mit wem die Person sonst noch verbunden ist; das Netzwerk einer Person wird sichtbar. Gezielt kann man nun diejenigen Personen angehen, die für die eigenen Zwecke nützlich erscheinen.

 

Die sozialen Netzwerke im Internet haben das Netzwerken auch im realen Leben verändert. Wer heute Erfolg haben will, setzt sein Netzwerk als Konnektor ein; er verbindet seine Bekanntschaften proaktiv und wird für sie zum wertvollen Vermittler vieler neuer Kontakte. Wer sein Adressbuch wie ein Staatsgeheimnis hütet, verliert in seinem Umfeld rasch an Bedeutung.

Adressensammler sind verdächtig

Sind also Adressensammler die neuen Netzwerker der Zukunft? Wohl kaum. Wer in seinen Profilen viele hundert, oder sogar über tausend Kontakte hat, macht sich verdächtig, denn kein Mensch kann Kontakt zu tausend anderen pflegen. Betrachter solcher Profile schöpfen rasch Verdacht, dass es sich beim vermeintlich extrem gut Vernetzten um einen Blender handelt, der wahllos jeden in sein Netzwerk aufnimmt, den er kriegen kann.

 

Die Pflege guter Kontakte bleibt also nach wie vor der Schlüssel zum erfolgreichen Netzwerken. Social Media können zwar vieles, aber sie ersetzen nicht den persönlichen Kontakt; nicht im Geschäftsleben und nicht im privaten Umfeld. Gezielt eingesetzt, können sie die Pflege von Kontakte dennoch sehr erleichtern.