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Inländisches Potential für den Gesundheitstourismus im Alpenraum

Gesundheitsprogramme bieten dem Alpenraum Chancen zur Diversifikation seines Tourismus. Grosses Potential liegt in der Rehabilitation nach Eingriffen und Krankheiten, aber auch in präventiven Programmen – nicht zuletzt für Gäste aus dem Inland. Mehr als 150 Fachleute aus Hotellerie, Touristik, Gesundheitswesen und Politik verfolgten am Donnerstag die 3. Interregionale Fachkonferenz «Gesundheit & Tourismus» in Pontresina.

Sorgte für eine Faustdicke Überraschung: Stararchitekt Christoph Ingenhoven (r) präsentierte seine Vision für das umstrittene Projekt Serletta Süd in St. Moritz

«Touristiker sollen sich um die Gesunden kümmern»: Schweiz Tourismus Direktor Jürg Schmid (r)

(Wie) passen Hotellerie und Gesundheit zusammen? Paneldiskussion

Dem Alpenraum biete sich eine grosse Chance in Rehabilitationsangeboten, sagte der Direktor des UniversitätsSpitals Zürich, Prof. Gregor Zünd in einem viel beachteten Referat. Zentrumskliniken seien daran interessiert, ihre Patienten früher als heute in eine professionelle Nachsorge zu entlassen. Mittelfristig könnten damit die aufwändigen Infrastrukturen der Zentrumsspitäler entlastet und die Kosten pro Patient gesenkt werden, zeigte sich Zünd überzeugt. Wo die Nachsorge stattfinde, sollten die Kosten und die Qualität und nicht die Kantonsgrenzen entscheiden.


Rudolf Leuthold, Chef des Gesundheitsamtes Graubünden, unterstützte die Thesen von Prof. Zünd. Der Gesundheitstourismus biete gerade dem Alpenraum die Chance, auch dezentrale medizinische Angebote am Leben zu erhalten. 


Dass Versicherungen durchaus Interesse an dezentralen Programmen im Alpenraum haben können, zeigte Dieter Frisch von der Ludwig Maximilians Universität München anhand von Beispielen aus Bayern. Dort werde die Entwicklung neuer Programme genauso konsequent vorangetrieben wie die Erfolgsmessung bei den Patienten. Die Kosten von vorbeugenden Programmen betrügen oft nur einen Bruchteil der Behandlung bei späteren Erkrankungen, sagte Frisch.



Vielleicht sogar eine Goldgrube...

Selbstkritisch beleuchtete Jürg Schmid, Noch-Direktor von Schweiz Tourismus, die bisherige Vermarktung der Gesundheitsdestination Schweiz im Ausland. Touristiker hätten für medizinische Angebote einfach nicht das Know-how, sagte er. Sie sollten sich auf gesunde Gäste und ihr Interesse für präventive Programme fokussieren. Für den Medizinaltourismus mit kranken Gästen sei ein spezielles Medizinalmarketing gefragt.

Um den Gesundheitstourismus zu einer Goldgrube für den Alpenraum zu machen, brauche es neben entsprechenden Infrastrukturen auch den Willen zur Kooperation, eine klare Spezialisierung und Profilbildung und vor allem viel Durchhaltevermögen, mahnte Anna Wallebohr von der Hochschule Luzern. Volkswirtschaftsdirektor Jon Domenic Parolini hatte zuvor unterstrichen, dass die Bündner Regierung den Gesundheitstourismus als strategisches Entwicklungsziel verfolge, aber auch konsequent auf valable Geschäftsideen und Businesspläne fokussiere.


Bauen wie im Bergdorf

Für eine faustdicke Überraschung sorgte der deutsche Stararchitekt Christoph Ingenhoven. Nachdem erst am Morgen der Konferenz bekannt geworden war, dass sein Klient Lanserhof und die Klinik Gut über eine Kooperation in St. Moritz verhandeln, präsentierte er seinen alternativen Gestaltungsvorschlag für das Projekt Serletta Süd. Statt dem vom Volk und der Bündner Regierung bewilligten Richtprojekt mit zwei grösseren Baukuben zeigte er in Anlehnung an ein Bergdorf mehrere stark unterteilte Baukörper. Dies sei keine Provokation, sagte er dazu, sondern ein Diskussionsbeitrag.

Dass Gesundheitsangebote und Gastfreundschaft sehr gut zusammenpassten, unterstrichen die Referenten des Praxisteils. Mit dem Patientenhotel in Lausanne, der Ayurveda-Initiative der Giardino-Group und dem Herz-Rehabilitationsprojekt Santasana St. Moritz wurden drei sehr unterschiedliche Projekte gezeigt.

Die Forderung nach einer eindeutigen Positionierung, die Reduktion auf klare Kernkompetenzen und die Bedeutung von gut ausgebildetem Personal seien allen Praxisreferaten zu entnehmen gewesen, fasste der Initiant und Gastgeber der Konferenz, Christian Gartmann zusammen.

Das Thema «Gesundheitstourismus im Alpenraum» lebt weiter: die vierte Konferenz «Gesundheit & Tourismus» ist für den 19. September 2018 angesetzt. Bereits als Referenten zugesagt haben Regierungsrat Christian Rathgeb, HSG-Rektor Prof. Thomas Bieger, Aevis Victoria VR-Präsident Christian Wenger und Hof-Weissbad-Gastgeber Christian Lienhard.

 

Konferenz «Gesundheit & Tourismus»

Die Konferenz «Gesundheit & Tourismus» ist eine private Initiative für den Alpenraum. Sie richtet sich an Leistungsträger aus Tourismus, Gesundheitswesen und Gewerbe sowie Entscheidungsträger aus Politik und Verbandswesen und hat zum Ziel, Möglichkeiten und Marktchancen für eine gesundheitstouristische Entwicklung im Alpenraum aufzuzeigen. Die erste Veranstaltung wurde 2015 durchgeführt, seither wächst die Konferenz Jahr für Jahr.

 

Bildmaterial

Fotos der Konferenz können von flickr gratis heruntergeladen werden: www.flickr.com/photos/gartmannbiz/albums/72157678585392153