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Von der Crux mit den Pooltests

Die Erfolgsgeschichte der Bündner Betriebs- und Schultests findet vorerst ein jähes Ende: Die Omikron-Welle löste eine Lawine von Tests aus, die das Labor nicht mehr bewältigen konnte. Das «Pooling», einer der Erfolgsfaktoren der Teststrategie, wurde ihr zum Verhängnis.

Pooltest in Bündner Schulen (Screeshot Erklärvideo Kanton Graubünden)

Noch im Dezember hatte das für die Bündner Betriebs- und Schultests zuständige Labor Risch in Buchs (SG) seine Kapazitäten für Coronatests verdoppelt. Damit, so konnte man annehmen, war man für den Winter gut gerüstet: die Wartezeit zwischen dem Test und der Zustellung des Resultats sollte einen bis eineinhalb Tage betragen. Angesteckte Personen konnten so rasch «aus dem Verkehr gezogen» und Infektionsketten unterbrochen werden.

Die regelmässigen Tests in Bündner Betrieben und Schulen fanden sehr grossen Anklang: Im Dezember machten insgesamt rund 60'000 Personen mit. Um ein solches Volumen überhaupt bewältigen zu können, werden die Speichelproben in Pools (Gruppen) getestet.

Bei den Schulklassen werden die Proben von 8 bis 10 Personen direkt in der Schule zusammengeschüttet. Im Labor muss dann pro Pool nur eine PCR-Analyse durchgeführt werden. Nur wenn ein Pool eine positive Person enthält, werden alle Schüler:innen dieses Pools einzeln nachgetestet. Bis das Resultat vorliegt, müssen die Schüler:innen zu Hause bleiben.

Auch in den Betriebstests wird das Pooling angewendet. Hier entstehen die Pools aber erst im Labor, wo jeweils fünf Speichelproben zu einem Pool vereint werden. Ist ein Pool positiv, können die einzelnen Röhrchen dieses Pools direkt im Labor nachgeprüft werden. Ein Nach-Testen der Proband:innen ist nicht nötig. Nur Mitarbeitende, die positiv testen, müssen zu Hause bleiben.


Und dann kam Omikron...

Der Vorteil der Pools liegt auf der Hand: Solange nur wenige der Pools positiv sind, kann die Zahl der durchgeführten PCR-Analysen stark reduziert werden. Im Dezember war nur jeder 10. Betriebs-Pool und jeder 15. Klassen-Pool positiv.

Pünktlich zur Wintersaison tauchte mit Omikron aber eine Variante des Virus auf, die vier- bis sechsmal ansteckender ist als die früheren Varianten. Omikron und die beginnende Wintersaison liessen das Interesse an Betriebstests markant ansteigen. Gleichzeitig verdreifachte sich der Anteil der positiven Pools aus Betrieben und auch die positiven Pools aus den Schulen nahmen um einen Drittel zu.

Der starke Anstieg der Ansteckungen durch Omikron liess die Gesamtzahl der positiven Tests um 62 Prozent steigen und überschritt auch die zuvor verdoppelte Laborkapazität deutlich. Die Folge: Wieder dauerte es oft zwei oder mehr Tage, bis die Resultate bei den Proband:innen ankamen.

Weil Omikron aber nicht nur ansteckender ist als Delta, sondern auch weniger Zeit von der Ansteckung bis zur Weiterverbreitung vergeht, sind Resultate, die erst nach so langer Zeit ankommen, nicht mehr viel Wert. Die Tests tragen nur noch beschränkt dazu bei, die Weiterverbreitung der Krankheit zu unterbinden.


Hoffentlich vorübergehend

Die Regierung hatte also gar keine andere Wahl, als die Betriebstests vorerst auszusetzen. Der Entscheid ist ärgerlich, aber die Laborkapazität steht nun wieder für die Tests zur Verfügung, die am meisten Auswirkung auf die Verbreitung von Omikron haben: Menschen mit Symptomen, Mitarbeitende im Gesundheits- und Pflegesektor und die jüngsten Schüler:innen in der Primarschule und dem Kindergarten, die noch fast alle nicht geimpft sind.

Dass Aussetzen der Betriebs- und Schultests in Graubünden ist (hoffentlich) vorübergehend: Am 24. Januar will die Regierung darüber entscheiden, ob sie in irgendeiner Form wieder aufgenommen werden können. Bis dahin gilt es, die übrigen Schutzmassnahmen besonders zu beachten, um die Omikron-Welle so gut wie möglich abzuflachen.

 

Christian Gartmann ist Initiant und Projektleiter der Taskforce «Corona II Engadin»