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Die Zwischensaison ist besser als ihr Ruf

«Das Oberengadin bietet seinen Gästen auch in der Zwischensaison einiges – die Besucherinformation ist aber mehr als mangelhaft.» Zu diesem vereinfachten Schluss kamen die Teilnehmer am zweiten Werkstattgespräch «St. Moritz 360» des Kurvereins St. Moritz. Zwar müsse es gelingen, in den «toten Zeiten» auch das Angebot wieder zu verbessern, am meisten mangle es aber an Informationen dazu, was den Gästen trotz Zwischensaison schon heute geboten werde.

Ausgeprägte Saisonalitäten prägen seit jeher den Tourismus in den Alpenregionen: Die auf Spitzenfrequenzen ausgelegte Infrastruktur steht viele Monate pro Jahr still – Gäste, die St. Moritz in der Zwischensaison besuchen, stehen vielerorts vor geschlossen Türen und äussern sich enttäuscht. «Zwischensaison – was nun?» lautete der Titel des zweiten Werkstattgesprächs in der Reihe «St. Moritz 360» des Kurvereins St. Moritz mit Vertretern aus Hotellerie, Handel und Gewerbe, Dienstleistung und öffentlichem Verkehr.


Immer mehr Leistungsträger fahren ihr Angebot in der Neben- und Zwischensaison herunter oder schliessen ganz, um ihre Kosten in den ertragsschwachen Monaten möglichst tief zu halten. Wenn jeder nur seinen eigenen Betrieb optimiert und nicht auf seine Rolle im Gesamtangebot des Ortes achtet, führt das zu einer negativen Spirale, welche die Nebensaisons immer weniger attraktiv und die Zwischensaisons immer länger macht. St. Moritz – so der Tenor der Runde – muss aus dieser Spirale ausbrechen. 


Angesprochen durch diese Forderung sind für einmal nicht nur die Politik oder die Vermarktungsorganisation, sondern die Leistungsträger selbst. Gäste der Neben- und Zwischensaison bleiben zwar oft nur eine oder zwei Nächte, sie nehmen aber einen Eindruck mit nach Hause und werden so zu positiven oder negativen Botschaftern des Ortes. Auch in der Zwischensaison muss ihnen St. Moritz also etwas bieten. Das Angebot kann nicht von einem auf das andere Jahr komplett umgekrempelt oder vervielfacht werden. Dringend nötig ist aber eine effiziente und einfache Information darüber, was St. Moritz aktuell bietet und welche Betriebe geöffnet sind. Nur so besteht die Chance, dass auch Gäste der Zwischensaison etwas erleben und zufrieden wieder abreisen. 

 

Zeigen, was geöffnet hat – nicht betonen, was geschlossen ist.

Ein solches Informationssystem könnte ähnlich funktionieren wie ein Pistenplan im Winter: Auf einen Blick muss der Gast erkennen können, welche Hotels, Restaurants, Bahnen, Schwimmbäder oder Museen geöffnet haben und welche nicht. Dabei darf es keine Grenzen zwischen den Dörfern oder gar Ortsteilen geben: Es gilt, das Oberengadin als Ganzes zu vermarkten.


Während ein solches System von den Gemeinden oder der Destination betrieben werden müsste, dürfen aber auch die Leistungsträger selbst nicht untätig bleiben: Wer im Mai oder November Gäste oder Kunden in seinem Betrieb hat, muss ihnen aktiv andere geöffnete Betriebe empfehlen, um ihnen so einen schönen Aufenthalt zu ermöglichen. Gefordert sind auch die Branchenvereine von Hotellerie, Parahotellerie, Gastronomie, sowie von Handel und Gewerbe. Sie können mit ihren Mitgliedern entsprechende Aktionen auslösen.


Ebenfalls an die Adresse der Leistungsträger geht die Idee, gemeinsam abzusprechen, wer wann öffnet oder schliesst. Denn nur zusammen kann eine Branche ein Grundangebot für Gäste und Einheimische kreieren, welches dann (fast) ganzjährig betrieben werden kann.


Aber auch geschlossene Betriebe müssen darauf achten, welchen Eindruck sie bei den Gästen hinterlassen. Allzu oft werden Schaufenster lieblos zugeklebt und sehen aus, wie wenn der Betrieb gar nicht mehr existieren würde. Auch die in der Zwischensaison allgegenwärtigen Baustellen werden zu oft kaum gepflegt, es fehlen Beschilderungen und Informationstafeln. 

 

Corviglia priorisieren.

Diskutiert wurden auch Möglichkeiten, um die Saisonalitäten selbst und damit die Zwischensaisons abzuschwächen. St. Moritz müsse wieder als Ski- und Sportort vermarktet und die Kernzielgruppe der begeisterten Skifahrer vermehrt wieder zu Beginn und zum Ende der Saison ins Engadin geholt werden.Potential orten die Teilnehmer der Runde auch bei den Besitzern von Zweitwohnungen: Für sie oder ihre Mieter müssten spezielle Aktionen lanciert werden.


Speziell aus Kreisen der Hotellerie wurde gefordert, dass die Standseilbahnen auf dem St. Moritzer Hausberg Corviglia ganzjährig geöffnet werden. Zwar sei es schon sehr positiv, dass ständig einer der Engadiner Berge geöffnet sei, der Corviglia und ihrer Gastronomie müsse aber mehr Priorität eingeräumt werden. Lob an die Adresse der Bergbahnen* gab es für die Anstrengungen, sich im Sommer für neue Gästesegmente und Sportarten zu öffnen – das Angebot für Mountainbiker müsse weiter ausgebaut werden.


An die Adresse der Tourismuskommission der Gemeinde wurde die Aufforderung geäussert, sich für längere Öffnungszeiten der Standseilbahnen Chantarella und Corviglia einzusetzen und zu überlegen, wie die Gemeinde die Öffnung bestimmter Leistungsträger auch in der Zwischensaison fördern könnte. Auch sollten Veranstalter bestehender oder neuer Events dazu veranlasst werden, ihre Veranstaltungen zur Saisonverlängerung einzusetzen und entsprechend zu terminieren.


Viel zu reden gab die «Charme-freie» Fussgängerzone: Hier sollten nun dringend Anstrengungen unternommen werden, das Dorfzentrum wieder gastfreundlicher, gemütlicher und charmanter zu gestalten – entsprechende Initiativen Privater sollten gefördert werden.


St. Moritz ist in der Zwischensaison also besser als sein Ruf. Gefragt sind effiziente Information für die Gäste durch Leistungsträger und öffentliche Stellen und ein sukzessiver (Wieder-)Aufbau des Angebots.  

 

Diskutieren Sie mit!

Dieser Beitrag ist auch auf der Website des Kurvereins St. Moritz erschienen. Er kann dort online kommentiert und diskutiert werden. 

 

Ideen aus dem Gespräch

  • Schaffung eines Informationssystems für Gäste über geöffnete Betriebe - online wie offline.
  • Standseilbahn Corviglia und einfaches Gastroangebot auf der Corviglia ganzjährig öffnen.
  • Gemeinde könnte die Öffnung gewisser Infrastrukturen in der Zwischensaison fördern.
  • Koordination der Leistungsträger in der Zwischensaison: Zusammenarbeit zwischen geöffneten Betrieben aller Branchen.
  • Positive Kommunikation. Zeigen, was wir haben – nicht was wir nicht haben.
  • Mehr Kooperation mit den anderen Gemeinden.
  • Erscheinungsbild der Baustellen verbessern.
  • Mehr miteinander als gegeneinander.
  • Gemütlichkeit.
  • Auch auf das Gewerbe hören.
  • Dorf und Bad sind eins. Wieder mehr zusammen machen und uns zusammen zeigen.
  • Effiziente Koordination. Vereine einbinden und untereinander vernetzen.      

Teilnehmerinnen und Teilnehmer

Der Kurverein bedankt sich bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Werkstattgesprächs vom 11. September 2014:  

  • Sandro Bernasconi (Hotel Waldhaus / Vorstand Kur- und Verkehrsverein)
  • Andrea Biffi (Pomatti AG / Vorstand Kur- und Verkehrsverein)
  • Flurina Caviezel (Pink Fairy / neu: Waldhaus Sils) Cornelia Clavadätscher (Loga Immobilien)
  • Richard Dillier (Präsident Kur- und Verkehrsverein)
  • Andrea Florineth (Corviglia Sport)
  • Roland Heuberger (Metzgerei Heuberger)
  • Luis Maissen (Rhätische Bahn)
  • Marco Michel (St. Moritz Sport)
  • Martin Scherer (Hotel Schweizerhof / Vorstand Kur- und Verkehrsverein)
  • Christoph Schlatter (Hotel Laudinella)
  • Reto Stökenius (Hotel Kempinski)

* Ein Vertreter der Bergbahnen hatte sich angemeldet, dann aber wieder entschuldigt.  

 

Projektverantwortung beim Kur- und Verkehrsverein St. Moritz:

Richard Dillier, Präsident

 

Projektleitung St. Moritz 360 und Moderation:

Christian Gartmann, gartmann.biz