Es war Dario Cologna's letztes internationales Rennen als Professional und die Erwartungen waren entsprechend hoch: Nicht nur das Publikum und die Medien hatten auf seinen Sieg gewettet, auch er selbst zeigte schon bald, dass an ihm vorbei musste, wer dieses Rennen gewinnen wollte. Dass Roman Furger zu seinen härtesten Gegnern zählte, merke Cologna rasch. «Roman ist immer wieder eine Wundertüte, aber als ich im Stazerwald sah, wie aktiv er war und immer wieder die Löcher schloss, wusste ich, dass ich mit ihm rechnen musste.»
Der Stazerwald war für den späteren Sieger Roman Furger denn auch entscheidend: «Hier konnten wir die starken Sprinter abschütteln, so dass es am Ziel etwas einfacher wurde», sagte er vor den Medien. Es sei ein schönes, faires und ruhiges Rennen gewesen. Am Ziel zeigte sich Furger über seinen Sieg dann etwas überrascht. Seit den Olympischen Spielen hatte er keinen Wettkampf mehr bestritten und eine Erkältung hatte seine Trainingspläne durcheinandergeworfen.
Der dritte Rang des Franzosen Tom Mancini war keine Überraschung: Im Vorfeld schon als Favorit gehandelt, zeigte er sich während des gesamten Rennens aktiv und war sich nie zu schade, Führungsarbeit zu leisten. So mischte er bis am Schluss an der Rennspitze mit. Im Spurt hatte Roman Furger dann etwas mehr Reserven und vermochte ihn und Dario Cologna auf die Plätze zu verweisen. Die erwartete Rekordzeit blieb aus, dafür hätte der angekündigte Rückenwind stärker sein müssen.
Überraschte Siegerin und emotionaler Dario Cologna
Die Siegerin bei den Frauen war im Ziel überrascht: «Ich bin noch gar nie über 42 Kilometer gelaufen», sagte Nadja Kälin. Zudem hatte sie nach den Olympischen Spielen eine Corona-Infektion und konnte nur eingeschränkt trainieren. «Im Stazerwald und bei Bever musste ich ziemlich leiden, aber es ist mir trotzdem gelungen, mich immer in den ersten Rängen zu halten.» Im Spurt vermochte die junge Einheimische die Französinnen Céline Chopard und Enora Latuillière dann aber auf die Plätze zu verweisen.
Bei der Siegerehrung verabschiedete Rennleiter Adriano Iseppi Dario Cologna mit emotionalen Worten und bedankte sich im Namen aller Schweizer Langlauffreunde beim zurücktretenden Münstertaler: «Was Du für den Schweizer Langlaufsport geleistet hast, ist unbeschreiblich.» Für Cologna war das zu viel und er konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. Einen weiteren Start am Engadin Skimarathon wollte er am Ende zwar nicht ausschliessen, aber auf einen fünften Sieg dürfe er sich wohl keine allzu grossen Hoffnungen mehr machen: «Die Zielgerade wird jedes Jahr etwas länger», schmunzelte er am Ende der kleinen Zeremonie zu seinen Ehren.
Der 52. Engadin Skimarathon fand bei besten äusseren Bedingungen statt. Die Sonne zeigte sich auf die Minute genau zum Start der Elite und die Loipe war in allerbestem Zustand. «Ich bin begeistert», sagte Geschäftsführer Menduri Kasper über den Anlass. «Der neue Wellenstart hat sehr gut funktioniert und die erwartete Beruhigung ins Feld gebracht. Die kleineren Startgruppen haben dafür gesorgt, dass fast nur gleich starke Teilnehmende zusammenlaufen. Dies hat die Hektik im Feld reduziert. Auch die neuen Streckenabschnitte zwischen Pontresina und Samedan haben sich bewährt.»
52. Engadin Skimarathon: Maloja – S-chanf, 42 km
Resultat Frauen, Gesamtwertung
1. Kälin Nadja St. Moritz GR 1:46.31,1
2. Chopard Lallier Céline France +1,8
3. Latuillière Enora France +4,0
4. Brocard Elisa France +8,3
5. Boner Seraina Davos Platz GR +1.50,7
6. Meinen Susi Boltigen BE +2.23,3
7. Øyre Slind Silje Norge +3.33,8
8. Löschke Jessica Deutschland +3.52,0
9. Feldman Katie USA +3.52,7
10. Zampa Maria Adele Carona TI +4.33,6
Resultat Männer, Gesamtwertung
1. Furger Roman Schattdorf UR 1:35.59,5
2. Cologna Dario Davos Dorf GR +1,7
3. Mancini Tom France +2,7
4. Baumann Jonas Davos Dorf GR +4,0
5. Gaillard Jean-Marc France +6,1
6. Agnellet Gerard France +11,6
7. Capelli Marino Davos Platz GR +18,4
8. Räz Curdin Sils/Segl Maria GR +26,9
9. Pfäffli Gian Flurin Pontresina GR +1.30,7
10. Perruche Simon France +1.31,0
13. Engadin Halbmarathon: Maloja – Pontresina, 21 km
Resultat Frauen, Gesamtwertung
1. Klimpel Janna Deutschland 56.54,2
2. Rüegg Celia Hinwil ZH +4.29,1
3. Rey Sophie Icogne VS +5.29,8
4. Strecker Teresa Deutschland +6.36,7
5. Arquint Tania Ardez GR +8.20,4
6. Barmettler Daniela Luzern LU +15.54,4
7. Heggli Ruth Root LU +17.02,2
8. Leonardi Nora Zürich ZH +17.56,6
9. Schellenberg Simona Pontresina GR +17.58,2
10. Zala Renata Chur GR +18.09,5
Resultat Männer, Gesamtwertung
1. Laurent Bastien France 51.00,0
2. Becker Manuel Deutschland +28,3
3. Selter Benjamin Deutschland +1.21,7
4. Krüger Reto Maloja GR +2.54,9
5. Zisler Constantin Illnau ZH +6.03,4
6. Vetsch Robin Ebnat Kappel SG +8.11,8
7. Neumeier Frank Deutschland +9.50,6
8. Fröhlich Mario Chur GR +10.06,2
9. Fankhauser Nils Finsterwald LU +10.24,1
10. Maes Gabriel Vättis SG +10.24,3
Die Engadin Marathonwoche 2023:
22. Engadin Frauenlauf: Samedan – S-chanf, 17 km; Sonntag, 5. März 2023
37. Jugendsprint: Samedan; Mittwoch, 8. März 2023
5. Engadin Nachtlauf: Sils – Pontresina, 17km; Donnerstag, 9. März 2023
1. St. Moritz Supersprint: St. Moritz Kurpark; Freitag, 10. März 2023
53. Engadin Skimarathon: Maloja – S-chanf, 42 km; Sonntag, 12. März 2023
14. Engadin Halbmarathon: Maloja – Pontresina, 21 km; Sonntag, 12. März 2023
Christian Gartmann ist seit 2014 Beauftragter Kommunikation und Medien des Engadin Skimarathon.