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Patagonien - Engadin

Der Argentinier Pablo Seewald (24) ist einer der besten Downhiller Europas. Das Biken brachte ihn ins Engadin. Hier hat er seine Trainingsbasis und neue Heimat gefunden.

Pablo war fünfzehn, als er sich vom kleinen Lohn, den er sich im Geschäft seines Vaters verdiente, sein erstes richtiges Mountainbike kaufte. Es sollte sein Leben verändern. Schon immer war er Rad gefahren, in seiner Heimatstadt Bariloche in den argentinischen Anden tun das alle. Pablo wollte mehr: Zu Fuss schob er sein neues Bike den Cerro Otto hoch und dann begann die Abfahrt seines Lebens.

«Ich war nur zwei Minuten unterwegs, aber ich liebte jede Sekunde. So etwas hatte ich noch nie erlebt.» Downhill war fortan Pablos Disziplin; schon bald gewann er Rennen um Rennen und mit neunzehn war er bereits argentinischer Meister. «Dieser Titel macht mich immer noch stolz», sagt Pablo, der heute zu den Top 20 im Downhill-Europacup gehört.

 

«Mit den Jahren lernst Du, Deine Grenzen einzuschätzen.»


Es gibt sie, die Abfahrten bei denen alles stimmt: Pablos erste Fahrt am Cerro Otto war eine solche und dann seine Siegesfahrt bei den Crankworx im kanadischen Whistler Mountain 2011. Pablo hatte sein geliebtes Patagonien inzwischen verlassen. In Argentinien hatte er alles gewonnen und in Europa und Nordamerika sind die Rennserien professioneller.

Pablo ist einer, der sich weiterentwickeln will; Menschlich wie sportlich. «Mit den Jahren lernst Du, Deine Grenzen einzuschätzen. Da und dort überschreitest Du sie auch – das kann ganz schön weh tun.» Vor einem Jahr wurde Pablo Vater eines Sohnes. «Die Verantwortung, Vater zu sein, ist bei den Rennen keine Belastung für mich», sagt er und schränkt gleich ein: «Aber ich respektiere meine Grenzen vielleicht etwas mehr als früher.»

In die Schweiz kam er über einen Onkel, der ihm einen Job als Heizungsmonteur verschaffte. Dort lernte er einen St. Moritzer kennen, der ihn zu Skiservice ins Engadin brachte. Im Winter arbeitet er in der Skiwerkstatt, wo Nacht für Nacht bis zu 2'000 Skis und Snowboards präpariert werden. Im Sommer ist er Fahrradmechaniker bei Skiservice – wenn er nicht gerade Rennen fährt.

 

«40 Minuten pures Vergnügen.»


«Conradin (Conrad) hat mich sofort verstanden: er fuhr früher selber Skirennen und weiss, was es heisst, Beruf und Sport miteinander zu verbinden.» Pablos Rennsaison dauert von Mai bis September. Dann ist er viel unterwegs. Ins Engadin kommt er nicht nur wegen seiner jungen Familie immer gern zurück: «Dieses Tal hat alles, um die beste Bike-Destination der Welt zu sein. Die Natur ist einmalig, der Untergrund geht von felsig bis weich. Das Engadin verlangt Dir alles ab und macht Dich bei jeder Abfahrt zu einem noch besseren Biker.» 

Um sich für die Rennen vorzubereiten, fährt Pablo viele Enduro Strecken. Vom Piz Nair durch das Val Suvretta bis vor seine Haustür ist eine seiner häufigsten Touren. Seine Lieblingsabfahrt ist aber die Strecke vom Lago Bianco auf dem Berninapass nach Poschiavo. «Die Tour ist nichts für Anfänger. Sie beginnt zwar brav, wird dann aber immer wilder. Hier kann ich volle 40 Minuten intensiv biken,» sagt er strahlend. «40 Minuten pures Vergnügen.» Wie damals, am Cerro Otto ob Bariloche.

 

Dieser Beitrag von Christian Gartmann erschien im Skiservice Magazin Sommer 2018.

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